Mit immer skurrileren Wortmeldungen und Aussendungen fällt der freiheitliche Gemeinderat Wilhelm Singer auf. Seine jüngste Postwurfsendung, in der er pauschal fast alle Vereine der Gemeinde abwatscht, ist der bisherige Höhepunkt.
So bezeichnet Singer den ÖVP-Obmann Michael Göschelbauer als "Bauernladenumbringer". Ein Vorwurf, der bei Göschelbauer herzhaftes Gelächter auslöst. "Dass ausgerechnet ich als Landwirt einen Bauernladen angeblich 'umbringen' ist schon lustig", sagt Göschelbauer. "Tatsache ist: Ohne interessierte Bauern, die einen Bauernladen betreiben und beliefern wollen, kann es keinen Bauernladen geben. So einfach ist die Geschichte. Ich kann ja niemanden herprügeln und zwingen, seine Produkte anzubieten", so Göschelbauer.
"Ich kann auch kein Disneyland für Altlengbach fordern, wenn Disney das gar nicht will. Der Herr Singer kommt alle paar Monate zur Gemeinderatssitzung, übrigens meistens zu spät, bringt merkwürdige Anträge ein und ist dann wochenlang wieder verschollen. Am sozialen Leben der Gemeinde nimmt er überhaupt nicht teil, er engagiert sich auch nirgends", kritisiert der ÖVP-Chef.
Im übrigen gibt es, so Göschelbauer, in der Region zahlreiche Angebote bäuerlicher Produktion. "Es gibt den Steghof in Neulengbach, der jeden Freitag und Samstag geöffnet hat. Es gibt auch zahlreiche Monatsmärkte, etwa in Neustift-Innermanzing, Anzbach oder Eichgraben." Jeder Landwirt, der seine Produkte in Direktvermarktung verkaufen will, habe dazu ausreichend Möglichkeiten. "Wir brauchen hier nichts künstlich schaffen, was es ohnehin schon reichlich gibt. Auch daran sollte Herr Singer einmal denken."
FPÖ patzt Feuerwehr und Bücherei an
Weiterer Teil des bizarren FP-Rundumschlages: Die Gemeindesubvention für die Feuerwehr und die Bücherei. "Wir stehen dazu, dass beide Einrichtungen unterstützt werden", sagt GR Daniel Kosak. "Singer erwähnt mit keinem Wort, dass beide Einrichtungen riesige Leistungen in Eigenregie erbringen. Den Herrn Singer hat man noch nie auch nur irgendeine ehrenamtliche Leistung erbringen sehen. Stattdessen regt er sich darüber auf, dass er für die Bergung seines umgestürzten Forstanhängers bezahlen musste. Das ist absurd."
Was war geschehen? Der Forstanhänger Singers war umgekippt, über den Notruf (!!!) alarmierte Singer die Feuerwehr. "Obwohl Singer wissen müsste, dass auch die FF Altlengbach über einen Kranwagen verfügt, forderte er dezidiert die FF Neulengbach an. Beide Wehren rückten aus, stellten mittels Kranwagen den Anhänger wieder auf und stellte ihm eine Rechnung über rund 500 Euro aus. "Es ist gesetzlich so vorgesehen, dass technische Einsätze, die nicht der Brandbekämpfung oder der Menschenrettung dienen, verrechnet werden müssen", erklärt Göschelbauer. In mehrfachen Briefwechseln wurde Singer auch die rechtliche Situation detailliert erläutert.
Umso empörender ist nun der wirre Rundumschlag des FP-Mandatars. "Er kritisiert hier auch, dass die Gemeinde der Feuerwehr 50.000 Euro im letzten Jahr gezahlt hat. Das ist peinlich für einen Gemeinderat, denn das ist keine Subvention, sondern gesetzliche Verpflichtung, dass die Gemeinde die Feuerwehr zu finanzieren hat. Wir alle können froh sein, dass die Wehr einen Großteil ihres Budgets selbst erwirtschaftet. Von diesen 50.000 Euro waren übrigens 40.000 Euro eine Einmalzahlung für eine Fahrzeuganschaffung.
"Neben der offensichtlichen Unkenntnis von Singer über die Gesetzeslage ist es unglaublich, dass jemand für einen Einsatz 20 Feuerwehrleute von ihren Familien und Arbeitsstätten wegholt und sich danach noch aufregt. Dieses egoistische Verhalten und die darauf folgenden Angriffe sind unredlich und eine Beleidigung für all jene, die hunderte Stunden ihrer Freizeit aufwenden, um anderen Menschen zu helfen. Wenn nicht bald Schluss ist
mit Angriffen auf ehrenamtliche Helfer, dann wird es künftig schwer fallen, noch engagierte Menschen zu finden, die sich das antun", so ÖVP-Chef Göschelbauer, der auch die unnötigen Angriffe Singers auf die Bücherei zurückwies.
"Im sozialen Leben der Gemeinde ist GR Singer übrigens noch nie aufgefallen. Er engagiert sich nirgends, er kommt zu keinen Veranstaltungen, sondern sitzt selbst im warmen Kämmerlein und zieht mit seinen Pamphleten über andere her", so Göschelbauer. "Wir lehnen ein solches Verhalten entschieden ab. Wir stehen mit Nachdruck zur Feuerwehr und allen Vereinen, die ja auch den weitaus größten Teil ihrer Budgets selbst erwirtschaften." Eine Entschuldigung Singers bei der Feuerwehr und den anderen Vereinen, die er verunglimpft hat, wäre in jedem Fall angebracht.
"Wir lassen es uns nicht gefallen, dass hier eine Ein-Mann-Fraktion alles und jeden schlecht redet", so Göschelbauer, Kosak und GR Hans Steinberger. "Schon gar nicht von solchen, die die Wörter 'Gemeinschaft' und 'ehrenamtliches Engagement' aus eigener Erfahrung gar nicht kennen, weil sie sich selbst isolieren und nichts für die Gemeinschaft tun."
Gute Ideen unterstützen wir gerne
Einen seltenen Lichtblick hatte Singer nur vor einigen Monaten, als er die Idee der Einführung eines Nachtbusses einbrachte. "Diese Idee haben wir gerne aufgegriffen und unterstützt", sagt Göschelbauer. Im Gegensatz zu Singer habe mich aber auch um die Realisierung bemüht. "Wir haben sofort mit den Betreibern Kontakt aufgenommen, um die Sache voranzutreiben. Die Initiative zum Nachtbus stammt übrigens von LH Dr. Erwin Pröll, daher haben wir unsere guten Kontakte genutzt."
Insgesamt sei die freiheitliche Postille jedoch eine Ansammlung von Unterstellungen, Denunzierung und Schlechtrederei der Arbeit vieler freiwillig Engagierter. "Der Herr Singer sitzt halt in seinem Kämmerlein und schreibt wüste Pamphlete", seufzt Göschelbauer. "Wir sind lieber Teil der echten Welt, des echten Lebens, der Gemeinschaft in Altlengbach. Das unterscheidet uns und das ist auch gut so."
P.S.: Mit monatelanger Verspätung und nach mehreren Mahnungen wurde die Rechnung der Feuerwehr von Singer nun endlich beglichen.